Besuch des DDR-Zeitzeugen Hartwig Kluge bei den Klassen 9

Hartwig Kluge

Am Freitag, den 11.04.25, besuchte der Zeitzeuge Hartwig Kluge erneut das Albertus-Magnus-Gymnasium. Der inzwischen 78-jährige berichtete den Klassen 9a und b von seiner Kindheit in der Deutschen Demokratischen Republik und wie diese ein Leben prägte und veränderte.

Seit dem Bau der Mauer am 13.8.61, mit gerade mal 14 Jahren, rebellierte Kluge immer wieder gegen die Regierung. Er erhielt schon in jungen Jahren Einträge bei der Stasi, unter anderem wegen Wahlverweigerung.

Seinen Studienwusch konnte er sich nicht erfüllen. Da er über den Schulleiter gemeldet war, weil er bei einem Fußallspiel zum Schiedsrichter „Russenkopp“ gesagt hatte, wurde ihm trotz bester Leistungen im Abiturzeugnis und brillanter Aufnahmeprüfung die Zulassung zum Sport-und Germanistikstudium verwehrt. Er hatte mit dieser Äußerung laut Staatsansicht den sozialistischen Bruder verhöhnt.

So beschloss Kluge schließlich, mit einem Freund über ein Drittland zu fliehen. Die deutsch-deutsche Grenze schien den beiden für eine Flucht zu gefährlich, war sie doch hermetisch gesichert.

Um mögliche Fluchtwege auszukundschaften, fuhren die beiden mit ihren Fahrrädern über die ehemalige Tschechoslowakei nach Ungarn. Im Januar 69 sollte es dann soweit sein. Aber während des Fluchtversuchs wurde Hartwig Kluge von einem ungarischen Grenzsoldaten gefasst und schließlich wie ein Schwerverbrecher nach einigen Tagen Haft in Handschellen zurück in die DDR verfrachtet. Dort wurde er in Halle im „Roten Ochsen“, einem Zuchthaus für politische Gefangene, inhaftiert. Während seiner Zeit dort wurde ihm wie allen Gefangenen die Individualität geraubt, indem er zu einer Zahl degradiert wurde. 22 unmenschliche Verhöre musste er über sich ergehen lassen, das längste davon 20 Stunden lang. Herr Kluge berichtete, sein einziger Lichtblick sei es gewesen, mit seinem Zellennachbarn mittels Klopfzeichen Schach zu spielen. Das Gericht verurteile ihn schließlich zu 18 Monaten Haft, da er eine Gefährdung für den Frieden sei.

Seine Verwandtschaft im Westen setzte sich für ihn ein, sodass er schließlich von der BRD freigekauft wurde. Die schönsten Worte seien es für ihn gewesen, als ihm bei der Ausbürgerung gesagt wurde: „Kluge, Sie sind nicht würdig, in der Deutschen Demokratischen Republik zu leben.“

Herr Kluge beendete die Stunde, indem er die Schüler nicht nur aufforderte die Welt zu bereisen, sondern auch immer bewusst den Wert der Demokratie und die durch sie erst möglichen Freiheiten zu schätzen.

von Merit Fuchs