Auf die Haltung kommt es an

Claudia Steinhoff von der schulpsychologischen Beratungsstelle macht den Rottweiler Lehrern Mut

Nach zweijähriger Coronapause trafen sich am vergangenen Dienstag endlich wieder Vertreter der Rottweiler Grund- und weiterführenden Schulen zum inzwischen traditionellen Kooperationstreffen. Eingeladen hatte in diesem Schuljahr das Albertus-Magnus-Gymnasium (AMG). Das Kooperationstreffen der Rottweiler Schulen wird in jährlichem Rhythmus vom Organisationsteam der weiterführenden Schulen angeboten. Ulrike Dörr (AMG), Silvie Kech-Kuster (Droste-Hülshoff-Gymnasium), Beatrice Schmidberger (Leibniz-Gymnasium), Margit Honer (Realschule) und Stefanie Norman (Konrad-Witz-Schule) haben für das Treffen  im Schuljahr 2022/2023 das Thema Lernschwierigkeiten und Motivation gewählt. Angesichts der derzeitigen ebenso für die Schüler spürbaren Krisen und Veränderungen auch im schulischen Alltag stellt sich für Lehrer immer wieder die Frage, wie Schüler trotz zurückliegender Schulschließungen, Defiziten im Lernfortschritt und individuellen, familiären Sorgen Freude am Lernen und Arbeiten in der Schule finden und Lernschwierigkeiten überwinden können. Wie die Situation an den Rottweiler Schulen konkret aussieht, wurde im ersten Teil des Nachmittags deutlich. Zum Einstieg präsentierten drei Kollegen des AMG die Aufgaben und Ergebnisse des diesjährigen Lernstands der Klassen 5. Friederike Mezger gab einen Einblick in den Lernstand Deutsch, Sarah Seibold erklärte die Aufgaben sowie das jeweilige Niveau in Mathematik. Die Synopse von AMG, DHG,LG, Realschule und KWS, zusammengestellt von Holger Schmidt, zeigte insbesondere, dass die Beratungen der Grundschullehrer in Klasse 4 sowie die Grundschulempfehlung eine sehr große Bedeutung und Aussagekraft besitzen. Um nicht nur die Ergebnisse an den weiterführenden Schulen im Blick zu haben,  gaben Sonja Schick (Eichendorff-Schule) sowie Sabine Weinmann   (Römerschule) einen Einblick in die Situation der Grundschulen. Wie komplex die Arbeit zur Zeit in diesen Schulen  ist, wurde in den Darstellungen eindrucksvoll ersichtlich.  Die teilweise extremen Herausforderungen durch Folgen des Lockdowns, der Migration, Inklusion und schließlich auch noch des allseits zu beklagenden Personalmangels machen den Schulalltag zu einer kaum noch zu bewältigenden Herkulesaufgabe. Umso wichtiger und in diesen Zeiten notwendiger wird daher die Schulsozialarbeit, ohne die die zurückliegenden beiden Schuljahre sowie auch die derzeitige Situation für die Schulen nicht zu bewältigen wären. Die Folgen der Pandemie erfordern eine sensible Begleitung und individuelle Unterstützung, die die Kollegen der Schulsozialarbeit  mit höchstem Engagement ermöglichen. Frank Nebel skizzierte eindrucksvoll und lebendig die Situationen, in denen die Schulsozialarbeit alltäglich deeskalieren und langfristig unterstützen muss. Claudia Steinhoff, leitende Mitarbeiterin der schulpsychologischen Beratungsstelle, bereicherte das Treffen durch ihren großartigen Impuls zum Themenkomplex „Motivation, Lernschwierigkeiten und Fördermöglichkeiten“. Nach einer Würdigung der aktuellen Bildungsstudien und der Frage nach möglicher Abhilfe gelang  der Referentin ein überzeugender Perspektivwechsel. „Auf die Haltung kommt es an“ – so lässt sich der Ansatz von Frau Steinhoff zusammenfassen. Unter Verweis auf den finnischen Psychiater und Psychotherapeuten Ben Furman zeigte Claudia Steinhoff die immense Bedeutung der Lehrerpersönlichkeit sowie deren Blick auf die jeweiligen Herausforderungen. „Sie selbst bringen alles Wichtige mit, Ihre Haltung und  Persönlichkeit“ – so Claudia Steinhoff zu ihrem zahlreichen Publikum. Angesichts der derzeitigen multiplen Verunsicherungen gehe es insbesondere um das  Erleben der Selbstwirksamkeit der Schüler. Die Erfahrung der Selbstwirksamkeit führe zum Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.  Optimistische Selbstwirksamkeitserwartungen stellten eine Grundbedingung dafür dar, dass Anforderungen motiviert aufgenommen und mit Ausdauer durchgesetzt werden. Lehrkräfte hätten in dieser Hinsicht eine besondere Verantwortung und auch Chance. Schließlich seien sie die  Bezugspersonen, die den Schülern einerseits mit Struktur und Klarheit begegnen und andererseits eine unterstützende und fürsorgliche Grundhaltung ihnen gegenüber haben.  Dieser Blick auf die zwischenmenschliche Ebene des Lehrens und Lernens war für die 60 Teilnehmer an diesem Nachmittag ein wichtiger und wohltuender Impuls. Ebenso wohltuend war die Kaffeepause im Innenhof des AMG, in der bei Kaffee und Kuchen persönliche Erfahrungen ausgetauscht werden konnten.  Der ermutigende Vortrag  von Claudia Steinhoff sowie das strahlende Sommerwetter waren ein willkommener Trostspender im herausfordernden Schulalltag.

Ulrike Dörr, Schulleitung AMG

von links nach rechts:
Stefanie Norman (KWS), Beatrice Schmidberger (LG), Ulrike Dörr (AMG), Claudia Seinhoff (schulpsychologische Beratungsstelle), Silvie Kech-Kuster (DHG), Margit Honer (Realschule)